Im „visuellen Zeitalter“ (Gerhard Paul) rückt die Macht der Bilder immer mehr in den Fokus der Öffentlichkeit. Bestimmte Bilder schleichen sich oft fast unbemerkt in unser (kollektives) Gedächtnis und prägen unsere Vorstellungen viel stärker, als wir dessen bewusst werden. Das ist grundsätzlich kein Problem, wenn diese Bilderwelten keine unerwünschten politischen oder moralisch fragwürdigen Vorstellungen transportieren - wie viele Bilder aus der Kolonialzeit oder dem Nationalsozialismus.
Wie wichtig und prägend diese visuellen Vorprägungen sind, das wird deutlich, wenn wir uns kurz vor Augen führen, wie wir uns heute noch das Leben in den Kolonien vorstellen: Welche Bilder haben wir im Kopf, wenn wir etwa an die deutschen Kolonien in Afrika denken?
Gerade im Zeitalter des Kolonialismus waren Bilder und insbesondere Fotos wirksame Propagandamittel, die immer wieder die angebliche zivilisatorische Überlegenheit weißer Europäer inszenierten. Diese Bildsprache wurde zu Illustrationszwecken auch in Geschichtsbüchern oft unhinterfragt übernommen und so schlichen sich heute noch verbreitete Vorstellungen von europäischer Überlegenheit in den Unterricht und in die Köpfe der Lernenden, obwohl dies den didaktischen Zielsetzungen widerstrebte.
Gerade in der Schule ist es wichtig, die Wirkungsamkeit (kolonialer) Bildklischees zu durchbrechen und Schüler_innen auf den kolonialen Blick in der Vergangenheit und bis in die Gegenwart aufmerksam zu machen. Dazu sollte auch die Interpretationskompetenz hinsichtlich vergangener Bilderwelten geschult werden.
Geschichtslehrende finden auf dieser Seite differenzierende Arbeitsmaterialien zum „kolonialen Blick“ zum Herunterladen: Bilddateien, Handreichungen für Lehrkräfte mit Hintergrundinformationen und Vorschlägen zur Verwendung im Unterricht sowie Arbeitsblätter in drei Niveaustufen (basales Niveau B, mittleres Niveau M, elaboriertes Niveau E). Das Material ist vielfältig im Geschichtsunterricht einsetzbar, ob in gelenkten Unterrichtssituationen, beim Stationenlernen oder für arbeitsteilige kooperative Sozialformen (Gruppenpuzzle u.a.m.) lässt sich in Abhängigkeit von der Lerngruppe entscheiden, dieser Entscheidung soll hier nicht vorgegriffen werden.
Diese Arbeitsmaterialien wurden von Geschichtsstudierenden im Rahmen des geschichtsdidaktischen Seminars "Kolonialismus im Bild" (Pädagogische Hochschule Freiburg, Sommersemester 2015) entwickelt, redaktionell überarbeitet an der Universität Tübingen von Sarah Huber und Bernd-Stefan Grewe.
Koloniale Lebenswelten (Deutsche Kolonie Togo)
Bearb. Huber, Schröder
Karikatur "Die Entstehung der Kolonien"
Simplicissimus 1904
Bearb.: Marte
Völker- und Menschenschauen
(Plakat)
Bearb.: Bisch, Dziewiecki, Jenss
Uneindeutige Bilder aus der Kolonialzeit
Bearb.: Frambacher, Linser
Koloniale Werbung
Deutsches Kolonialhaus Berlin
Bearb.: Mergner, Wendt
Historische Karten
Bearb.: Männer
Kolonialismus heute
Bearb.: Schlee
Postkarten
Bearb.: Lörch, Soziev
Rassenanthropologie
Bearb.: Reiff, Renn
Sammelbilder
Bearb.: El Hamdani, Uzler
Die Bilder dieser Seite sind nach unserer Recherche gemeinfrei und dürfen zu Unterrichtszwecken verwendet werden. Eine Ausnahme bildet das Bild zu den Menschenschauen, hier laufen die LEMO bezahlten Bildrechte im Dezember 2020 aus und die entsprechenden Dateien werden dann vom Netz genommen.